INTERVIEW


Während der Umbau früher beispielsweise Sonderzubehör wie ABS nachrüstete, ehe es als Serienausstattung zum Standard wurde, machen heute kundenspezifische Umbauten das Gros der Arbeit aus. 

ARBEITEN BEI IVECO – Im Wandel der Zeit

Serienfertigung bildet immer einen Querschnitt der Bedürfnisse vieler Kunden ab. Für alle Individualisierungen, die nicht am Band berücksichtigt werden können, gibt es die IVECO Abteilung Umbau, in der 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind. Herbert Geißler ist dort Meister, Walter Kurzweil sein Stellvertreter. IVECO & YOU unterhielt sich mit den beiden Spezialisten, deren Arbeit sich im Lauf der Jahrzehnte stark gewandelt hat.

Das Besondere an den beiden IVECO Mitarbeitern ist ihre langjährige Betriebszugehörigkeit. Sowohl Geißler als auch Kurzweil arbeiten beide seit Jahrzehnten im Werk Ulm. Sie traten mit einem Jahr Abstand Ende der Siebzigerjahre in das Unternehmen ein. Wird IVECO in so vielen Jahren zur zweiten Familie? Unter anderem diese Frage hat IVECO & YOU Herbert Geißler und Walter Kurzweil gestellt.

Herr Geißler, Herr Kurzweil, wie lange arbeiten Sie bereits im Unternehmen?
Geißler: Seit September 1977.
Kurzweil: Seit September 1978.

Hätten Sie als Lehrling – wie das damals noch hieß – geglaubt, ein Leben lang im gleichen Unternehmen zu arbeiten?
Geißler: Sicher nicht, darüber hat man sich damals keine Gedanken gemacht. Das hat sich dann so ergeben.
Kurzweil: Ich habe mir schon vorgestellt, so lange wie möglich in der Firma zu bleiben.

Gibt oder gab es noch weitere Familienmitglieder, die heute bei IVECO arbeiten bzw. früher bei Magirus gearbeitet haben?
Kurzweil: Bei mir waren oder sind das Vater, Mutter, Onkel, Stiefmutter und zwei Kinder. Der Schwiegersohn arbeitet bei den Leitern, wie wir sagen.
Geißler: Opa und Oma, der Vater hat im Versuch gearbeitet.

Hatten Sie je Gedanken, das Unternehmen zu verlassen?
Kurzweil: Nein, nie. Ich hatte schon in jungen Jahren eine große Familie zu ernähren. Der Verdienst hat gepasst und es gibt ja viele Vorteile, in einem großen Unternehmen zu arbeiten. Zum Beispiel die Sozialleistungen oder die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Und das Geld kommt immer pünktlich.
Geißler: Ja, das war in den Achtzigerjahren. Ich bin damals viel Motocross gefahren, das ging dann aufgrund einer Verletzung nicht mehr. Ich habe in dieser Zeit mal überlegt, mich als Rennmechaniker selbstständig zu machen. Aber einen sicheren Job gibt man doch nicht so leicht auf.

Nach so vielen Jahren – wird da die Firma mit den Kolleginnen und Kollegen, mit denen man täglich zusammenarbeitet, zur „Zweitfamilie“?
Geißler: In gewisser Weise schon, aber das ist heute anders als früher. Bei meinem Vater hat man sich noch gegenseitig beim Hausbau geholfen, das gibt es nicht mehr.
Kurzweil: In den vierzig Jahren hat man doch viele Lehrlinge in der Ausbildung. Wenn man die später immer wieder sieht, ist das schon wie eine zweite Familie. Das ist normal und gehört einfach dazu. Mit einigen Kollegen hat sich auch eine Freundschaft ergeben, aber so etwas passiert nicht zwangsläufig. Das hat auch viel mit gegenseitigem Vertrauen zu tun.

Können Sie uns einige wichtige Stationen Ihrer Karriere aufzählen?
Geißler: Ich habe mit der Schlosserlehre begonnen. Der Rest hat sich irgendwie ergeben, das hat sich immer weiter entwickelt – von der Weiterbildung zum Meister über eine Stelle als Vorarbeiter bis hin zur Meisterposition im Umbau seit über zwei Jahrzehnten.
Kurzweil: Nach meiner Spenglerlehre und einigen Jahren in diesem Job hat man mir eine Stelle als Vorarbeiter und dann als Meister-Stellvertreter angeboten. Mittlerweile mache ich das auch schon seit 20 Jahren.

Herbert Geißler bewertet die Sozialleistungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten bei IVECO als sehr positiv.

Walter Kurzweil schätzt seinen langjährigen, sicheren und abwechslungsreichen Job bei IVECO.

Wie wichtig ist im Umbau die Verwendung von Originalteilen, um die Qualität zu gewährleisten?
Geißler: Für die Kunden ist es enorm wichtig, dass wir wann und wo immer möglich Teile aus dem Baukasten oder aus anderen Baureihen verwenden. Die Kunden bekommen eine Werkslösung, die Zuverlässigkeit garantiert. Wir stehen ja für geprüfte Qualität und verbauen salopp ausgedrückt keine 08/15-Kabelsätze, die man irgendwo abgreifen kann. Umgekehrt optimieren wir auch Bauteile, beispielsweise Halterungen für zusätzliche Anbauteile.

Zum Zubehörprogramm von IVECO – mit welchen Teilen können Kunden ihre Fahrzeuge besonders aufwerten?
Geißler: Eigentlich mit allem, was im Parts-Katalog gelistet ist. Vieles davon wertet die Fahrzeuge optisch auf und hilft entsprechend der individuellen Erfordernisse, sie praxistauglicher zu machen.

In den vielen Jahren, in denen Sie bei IVECO arbeiten, hat sich in der NFZ-Technik viel verändert. Haben Sie hier sprunghafte Veränderungen wahrgenommen, oder war das mehr ein kontinuierlicher Wandel? Und wie haben Sie sich jeweils auf die neuen Technologien eingestellt?
Geißler: Das ist ein fortwährender Lernprozess. Früher gab es kaum Elektronik, da hast du nur Minus und Plus benötigt. Heute ist das alles sehr komplex, ebenso wie z. B. das Einspritzsystem. Man hat hier viel weniger Eingriffsmöglichkeiten.
Kurzweil: Zwei Beispiele wären der Auspuff oder Radstandsänderungen. Der Auspuff ließ sich früher problemlos versetzen, auch Radstände konnte man verändern. Heute ist die Frage, ob man für solche Eingriffe auch die Programmierungen für die Elektronik hat. Es sind also viel mehr Details zu beachten.

Weitere Eindrücke aus der Werkstatt

Was war der außergewöhnlichste Umbau, an dem Sie beteiligt waren?
Kurzweil: Genau genommen ist alles, was wir machen, außergewöhnlich.
Geißler: Ein aktuelles Beispiel ist die Sonderedition ,Magirus‘ des S-Way. Wir haben entsprechend den Designentwürfen umgesetzt, was möglich war, um einen Prototyp als Vorlage für die Serienfertigung zu bauen. Außergewöhnlich war auch ein Umbau für die Schweiz, da wurde in einen 3-Achs-Trakker noch eine Nachlaufachse eingebaut. Aber diese Umbauten macht nie einer allein, das ist immer Teamarbeit!

Bleibt neben dem fordernden Beruf noch Zeit für ein Hobby?
Kurzweil: Ich gehe gerne mit meiner Frau wandern, dann sind da noch die Enkel und ein großer Garten.
Geißler: Mein Hobby ist immer noch Motocross. Da unterstütze ich jetzt einen Sohn, der den Sport sehr aktiv betreibt. Und wenn noch Zeit bleibt, fahre ich Rad.